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Ökonomen fordern mehr Geld für öffentlichen Wohnungsbau

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Katharina Schneider


Die Preise für Wohnungen in Deutschland werden immer teurer. Eine Lösung könnte laut Ökonomen mehr öffentlicher Wohnungsbau sein. Die Gelder, die Gemeinden und Kommunen dafür brauchen, soll der Bund zur Verfügung stellen.

  1. Mehr öffentlicher Wohnungsbau soll Preise dämpfen
  2. Staat muss aktiv werden, weil freier Markt es nicht schafft
  3. Initiative "Zukunft Wohnen" mit Vorteilen für öffentlichen Wohnungsbau

Die Immobilienpreise in deutschen Städten steigen und steigen – und trotz des aktuellen Baubooms ist kein Ende des Preiswachstums in Sicht. Laut Experten des Instituts für Makroökonomie (IMK) reicht es für eine Entspannung der Preise nicht, das Angebot nur zu erhöhen. Vielmehr komme es darauf an, wer die Wohnungen zur Verfügung stellt. In einem Report fordern die Experten nun, dass der Bund Städte und Gemeinden bei der Bereitstellung von Grundstücken und beim kommunalen Wohnungsbau unterstützt.

Die Autoren Sebastian Dullien, Direktor des IMK, und Tom Krebs, Wirtschaftsprofessor in Mannheim, konstatieren, dass der anhaltende Wohnungsmangel negative makroökonomische Auswirkungen habe. Denn Menschen könnten so nicht ihr volles Produktivitätspotenzial ausschöpfen. Außerdem komme es durch die Wohnungsnot zu Segregation und Ghettobildung.

Mehr öffentlicher Wohnungsbau soll Preise dämpfen

Als Lösung sehen sie eine Steigerung des öffentlichen Wohnungsbaus. Das dürfte dann Auswirkungen auf die Preise haben und diese dämpfen, schreiben die Autoren.

Die Ökonomen schlagen vor, für die bundesweite Initiative "Zukunft Wohnen" drei neue Gesellschaften zu gründen:

  • eine Beteiligungsgesellschaft, die sich an kommunalen Wohnbauunternehmen mit Eigenkapital beteiligt,
  • einen Bodenfonds,
  • eine Beratungsgesellschaft, die Städten und Gemeinden Planungskapazitäten zur Verfügung stellt.

Mit dem Neubau der öffentlichen Wohnungen sollen außerdem bestimmte Ziele erreicht werden. Dazu gehören soziale Durchmischung, ökologische Nachhaltigkeit, die Schaffung zusätzlichen Wohnraums in städtischen Ballungsräumen und die Senkung der Baukosten durch die Weiterentwicklung des seriellen Bauens. Sinnvoll ließen sich diese Ziele nur "mit einer gewissen Zentralisierung" erreichen.

Staat muss aktiv werden, weil freier Markt es nicht schafft

Die Initiative soll im Wesentlichen der Bund aus seinen Mitteln finanzieren. Die Autoren schlagen vor, dass er dafür Kredite aufnimmt, um damit das Eigenkapital der drei Bundesgesellschaften aufzustocken. Die Beratungsgesellschaft hätte auch eigene Einnahmen von Beiträgen der Länder und Kommunen und aus Beratungsgebühren.

Da der freie Markt bisher nicht zu dem gewünschten Ergebnis – mehr bezahlbarer Wohnraum – geführt habe, müsse nun der Staat aktiv werden. "Gerne wird argumentiert, dass die Probleme des Wohnungsmangels sich gut über privatwirtschaftliche Bereitstellung von Wohnraum und durch verstärkte oder höhere Zahlung von Wohngeld lösen ließen", schreiben Dullien und Krebs. Doch der Wohnungsmarkt weiche deutlich vom theoretischen Idealbild eines vollkommenen Marktes ab.

Initiative "Zukunft Wohnen" mit Vorteilen für öffentlichen Wohnungsbau

Auch bisherige Initiativen und Förderprogramme des Bundes, obwohl sie "wichtige Instrumente zur Stärkung der kommunalen Investitionen seien", könnten die Wohnungskrise nicht eindämmen. Die in der Studie vorgeschlagene Initiative für öffentlichen Wohnungsbau hätte mehrere Vorteile gegenüber schon bestehenden Programmen:

  • Zum einen würde sie Kapazitätsprobleme direkt angehen, so dass die Steuerungsmöglichkeiten der Kommunen über Grundstücke verbessert werden würden.
  • Außerdem würden sich durch die Initiative "Zukunft Wohnen" ökonomische Effizienzgewinne ergeben.
  • Die langfristige Handlungsfähigkeit der öffentlichen Hand in Deutschland würde auch gesichert werden.
  • Zudem hätte die Initiative eine starke Signalwirkung.

Bauland ist heute so teuer wie nie. Doch Wohnraum sei kein Konsumgut, schreiben Dullien und Krebs, sondern ein wichtiger Teil der städtischen und sozialen Infrastruktur.

Wie Investoren mit ihrem Geld den Immobilienmarkt fluten und wie Familien, Bürgermeister und Landwirte für bezahlbaren Boden kämpfen, zeigt auch die SWR-Doku "Goldgrube Bauland".

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Quellen: Report des Instituts für Makroökonomie

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