Um Ihre Registrierung abzuschließen, gehen Sie in Ihr E-Mail-Postfach und folgen dem Link in der Bestätigungsmail. Danach können Sie den Artikel frei lesen. E-Mail erneut senden

Umgehung von Sanktionen? Ehemaliges Aida-Schiff bringt russische Urlauber aufs Mittelmeer

Von Sebastian Lohse | 11.07.2022, 17:55 Uhr

Nach 25 Jahren war für die „Aida cara“ im vergangenen Jahr Schluss. Doch nun wagt sie mit einem neuen Eigner den Neustart – nicht ohne Beigeschmack.

Anfang dieses Jahres träumte das ausgediente Kreuzfahrtschiff „Aida cara“ noch von einem fulminanten Neustart. Nachdem das russische Unternehmen SK Akvilon den Ozeanriesen 2021 von der Rostocker Reederei Aida Cruises übernommen hatte, sollte er im März als „Astoria Grande“ wieder in See stechen. Vornehmlich russische Touristen durften sich auf Reisen ins Mittelmeer freuen.

Dann begann der Ukraine-Krieg. Mit ihm kamen die Sanktionen des Westens gegen Russland. Für Reisende wurde es je nach Ziel deutlich umständlicher, aus dem größten Land der Erde herauszukommen. Nur über Umwege gelangen sie in zahlreiche europäische Staaten.

Kein Wunder also, dass kurze Zeit später Buchungen für Reisen auf der „Astoria Grande“ nicht mehr möglich waren. Offiziell hieß es auf der Website, dass der Verkauf von Tickets „aus technischen Gründen vorübergehend eingestellt“ wurde.

Ein Wechsel macht Mittelmeer-Reisen möglich

Im Juni dann die plötzliche Kehrtwende. Die Website ging wieder online und ein Countdown zählt seitdem die Tage bis zur Jungfernfahrt am 16. Juli herunter.

Möglich macht dies offenbar ein Betreiberwechsel. Das russische Unternehmen SK Akvilon lässt die Kreuzfahrt nun von der türkischen Reederei Miray Cruises durchführen.

Grund dafür dürfte die Umgehung von Sanktionen der westlichen Staaten gegen Russland sein. Die Türkei ist der einzige Nato-Staat, der diese nicht mitträgt.

Weiterlesen: Krieg in der Ukraine: Der Seiltanz Erdogans um die Meerengen

Um einer möglichen Beschlagnahmung des Schiffes zu entgehen, wurden auch die Routen angepasst. So wird beispielsweise kein griechischer Hafen mehr angesteuert. Neben der russischen Hafenstadt Sotschi werden im Schwarzen Meer sowie im Mittelmeer ausschließlich türkische Häfen angesteuert. Dazu zählen Istanbul, Cesme sowie die Insel Bozcaada in der Ägäis. Die Reisen dauern sieben bis 14 Tage. Bis Oktober soll die „Astoria Grande“ wöchentlich ablegen.

Kreuzfahrt mit „Astoria Grande“ sei „absolut sicher“

Das Kreuzfahrtschiff liegt seit Freitag im Hafen von Sotschi, nachdem es längere Zeit in Istanbul festmachte. Derzeit durchläuft die Crew eine Abschlussschulung, wie der Kreuzfahrtmanager Orkan Kajarch mitteilte.

Die Route sei „absolut sicher“, heißt es weiter in der Mitteilung. „Die Sicherheit der Passagiere hat für uns absolute Priorität“, erklärt Kapitän Igor Kitschkerkin.

Für die ehemalige „Aida cara“ ist es ein Neustart, an den im Februar keiner mehr glauben mochte. Das 193 Meter lange Schiff wurde komplett überarbeitet. Neben einem neuen Anstrich wurde auch das Interieur auf den zwölf Decks an die russische Klientel angepasst. Mit der „Aida“, wie sie anfangs noch hieß, begann 1996 die Erfolgsgeschichte der Kussmundschiffe. Nach 25 Jahren hatte die „Aida cara“ ausgedient. Nun darf sie als „Astoria Grande“ neue Abenteuer erleben, wenn auch mit Geschmäckle.

Auch interessant: Reederei Aida Cruises mustert Kreuzfahrtschiff „Aida vita“ aus