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VfB Lübeck Wie Lars Hopp versucht, jungen Amerikanern den Weg zum Profi-Fußballer zu ebnen

Von Sascha Bodo Sievers | 25.06.2022, 09:28 Uhr

Trainieren wie die Profis, um selbst Profi zu werden: Lars Hopp, Co-Trainer von Fußball-Regionalligist VfB Lübeck, war in Estland Jugendnationaltrainer und hilft inzwischen jungen Amerikanern beim Versuch in Europa eine Karriere zu starten.

Die vierwöchige Sommerpause hat Lars Hopp genutzt, um die Akkus für die Saisonvorbereitung aufzuladen. Der Co-Trainer des VfB Lübeck fand Erholung in Griechenland und Dänemark. Doch ganz untätig war der 45-Jährige auch nicht. Für acht Tage ging es beruflich in die USA. Der Fußballlehrer arbeitet seit einem Jahr für eine amerikanische Agentur, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Fußballern den Weg für eine Karriere in Europa zu ebnen.

Hoffnung auf eine große Karriere

„Pay to play“ (englisch: zahle, um zu spielen) nennt sich das, was den jungen Amerikanern Hoffnung auf eine Laufbahn als Profi-Fußballer macht. Coaches wie Hopp aus dem Ausland übernehmen die Betreuung der Spieler. Es werden Testspiele absolviert gegen ortsansässige Mannschaften, die deutsches Oberliga- oder Regionalliga-Niveau haben.

200 Fußballer vermittelt

Die Agentur lädt Trainer und Scouts ein, denen sich die Youngster präsentieren können. Im Optimalfall erhalten die besten Kicker anschließend einen Vertrag in Europa.

„In den letzten zehn Jahren sind über diesen Weg um die 200 Fußballer vermittelt worden. Es besteht also eine reelle Chance, dass diese Camps junge Spieler weiterbringen“, erklärt Hopp, der zunächst für drei Tage eine Gruppe in Florida und eine weitere drei Tage in New York anleitete.

Professionelle Betreuung

„Das ist alles perfekt organisiert. Die Spieler werden rundum professionell betreut. Und auch wenn sie am Ende nicht unter Vertrag genommen werden, gehen sie nicht leer aus, sondern bekommen Laufwerte, Videomaterial und ähnliches, mit dem sie sich weiter bewerben können“, erklärt der 45-Jährige, der bereits im vergangenen Jahr zwei Camps mit 30 Amerikanern im spanischen Bilbao betreut hat.

„Man ist den ganzen Tag zusammen, trainiert, macht Videoanalysen, führt Einzelgespräche und übernachtet gemeinsam im Hotel.“
Lars Hopp
Co-Trainer des VfB Lübeck

„Pay to play“ nicht unumstritten

In Deutschland dürfte es schwierig sein, ein ähnliches Modell umzusetzen, glaubt Hopp. Es gibt zwar in München das Deutsche Fußball Internat, das ganzjährig eine Kombination aus Schule, Fußballtraining und Persönlichkeitsentwicklung anbietet, um jungen Spielern dabei zu helfen, den Sprung in ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) zu schaffen.

Doch unumstritten ist „Pay to play“ nicht, weil es der Chancengleichheit widerspricht. Denn nur wer über die finanziellen Mittel verfügt, hat überhaupt erst die Möglichkeit, sich eine Zusatzchance auf dem Weg zum Profi zu erkaufen.

„Wie bezahlter Urlaub“

Für Hopp ist der „Nebenjob“ derweil eine Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern, andere Länder, andere Kulturen und neue Menschen, die seine Leidenschaft für den Fußball teilen, kennenzulernen. „Es ist ein bisschen wie bezahlter Urlaub, den ich mit dem verbringe, was ich ohnehin gern mache“ sagt der 45-Jährige, der in Sachen Fußball viel herumgekommen ist.

Jedes Jahr ein neues Team

„Aus meiner Zeit als Nationaltrainer bin ich es gewohnt, jedes Jahr eine neue Mannschaft zu übernehmen. Deshalb fällt es mir nicht schwer, mich auf etwas Neues einzulassen“, sagt Hopp und sieht daher auch beim VfB keine großen Probleme. Die Grün-Weißen haben zwölf Neuzugänge zu integrieren.

In Estland Jugendnationaltrainer

Der Vater zweier Söhne war in seiner Laufbahn unter anderem fast elf Jahre für den Fußball-Verband Estlands tätig, war Trainer verschiedener Junioren-Nationalmannschaften und von 2013 bis 2018 Leiter der gesamten Nachwuchsausbildung des baltischen Landes. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Hopp Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim FSV Zwickau, ehe er 2021 zum VfB kam.

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Während der an Corona erkrankte Cheftrainer Lukas Pfeiffer den Trainingsauftakt verpasste, leitete Hopp die ersten Einheiten an der Lohmühle und hat die Integration der Neuen vorangetrieben. Es läuft gut: „In Situationen wo sich wie jetzt beim VfB eine Mannschaft neu formiert, ist es zunächst wichtig, dass man die Prioritätenliste nacheinander abarbeitet“, sagt der 45-Jährige und verlässt sich dabei auf seine Erfahrung, die er in Estland, aber auch zuletzt während seines „bezahlten Urlaubs“ in den USA gesammelt hat.