Ohne Nachhaltigkeit keine Zukunft

Gerade für die Finanzindustrie sind resiliente Geschäftsmodelle zentral, wenn sie die Transformation und die globalen Herausforderungen meistern wollen. Die umfassende Nachhaltigkeit, im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinn, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Eine weltweit wütende Pandemie und Putins brutaler Angriffskrieg. Die Zwanzigerjahre haben wahrlich nicht verheissungsvoll begonnen. Der Begriff des deutschen Bundespräsidenten von einer Epochenwende trifft ins Schwarze. Der Krieg und die verzweifelte Suche nach Alternativen zu den fossilen Energieträgern aus Russland verdrängen den andauernden Klimawandel, die wahrscheinlich grösste und langfristig bedeutendste Herausforderung unserer Zeit, etwas aus den Schlagzeilen. Als Erinnerung nur ein paar Headlines der letzten Jahre: Dürren in Australien, Abholzungen des Regenwaldes in Brasilien, Überschwemmungen in Europa oder schmelzende Gletscher in den Alpen.

Resiliente Geschäftsmodelle zentral für Transformation

In dieser extrem schwierigen Situation haben sich der liechtensteinische Finanzplatz und mit ihm insbesondere die Geschäftsmodelle der Banken in Liechtenstein als resilient bewährt. Sie basieren dabei auf den traditionellen Werten Stabilität, Qualität und Langfristigkeit. Diese Tradition oder das «Denken in Generationen» steht für ein nachhaltiges Geschäftsmodell, das die Kundin resp. den Kunden ins Zentrum des Denkens und Handelns rückt. Nachhaltigkeit ist denn auch ein wichtiger Pfeiler der Roadmap 2025, der Wachstumsstrategie des Liechtensteinischen Bankenplatzes. Der Bankenplatz soll eine massgebende und gestaltende Rolle in der Transformation der globalen Wirtschaft und Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit spielen. Wir tun dies im Wissen, dass unsere anspruchsvolle Kundschaft mehr erwartet als bloss qualitativ hochwertige Dienstleistungen. Sie möchte, dass Finanzinstitute auch einen Beitrag zur Lösung der ökologischen oder gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit leisten.

Nachhaltigkeit: Jahrhundert-Chance und wertschöpfender Faktor

2021 nahm das Nachhaltigkeitsthema auch politisch nochmals an Fahrt zu. Denn mit der Ampel-Koalition in Deutschland wurde erstmals für ein grosses Industrieland die Dekarbonisierung der Wirtschaft und Gesellschaft als verbindliches Ziel vorgegeben. Klimaschutz im Speziellen und die Nachhaltigen Entwicklungsziele (kurz SDGs) wurden damit quasi zur Staatsräson bzw. dem politischen Orientierungsrahmen. Dieser grundlegende Umbau wird über die nächsten Jahre immense Summen an Geld beanspruchen. Auf globaler Ebene, so die Schätzungen, beläuft sich das jährliche Investitionsvolumen, um die SDGs zu erreichen, auf circa USD 7 Billionen. Davon wird derzeit nur gerade ein Siebtel von der Öffentlichen Hand abgedeckt. Ein substanzieller Teil muss von der Privatwirtschaft kommen.

Bekenntnis zu «Netto-Null»

Und hier können insbesondere die Liechtensteiner Banken als Intermediäre eine wichtige Rolle spielen und das benötigte Kapital mobilisieren und kanalisieren. Das wohl glaubwürdigste Commitment der Bankenindustrie für diesen Umbau ist die Net-Zero Banking Alliance (NZBA). Darin haben sich mittlerweile bereits über 100 Banken aus über 40 Ländern und mit einem Gesamtvermögen von USD 40 Billionen, darunter alle drei grossen liechtensteinischen Banken, zusammengeschlossen, zu Netto-Null verpflichtet und einen klaren Fahrplan auf den Weg dahin gegeben.

Mit den erwähnten Investitionen gehen ebenso grosse Geschäftschancen einher. So schätzt der jüngste «Better Business, Better World»-Bericht, dass nachhaltige und integrative Geschäftsmodelle bis 2030 wirtschaftliche Geschäftschancen im Wert von mindestens USD 12 Billionen pro Jahr erschliessen und bis zu 380 Millionen Arbeitsplätze weltweit schaffen könnten.

Durchhaltefähigkeit, Kommunikation und Solidarität sind Begriffe, die man im Westen oft im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den Sanktionen hört. Sie sind aber gleichzeitig auch Voraussetzung für einen erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel. Erstens müssen alle Massnahmen so konzipiert werden, dass sie langfristig ausgelegt sind und über eine lange Zeit durchgehalten werden können. Zweitens braucht es eine gute, wahrhafte und transparente Kommunikation. Denn nur wer den Sinn von Massnahmen erkennt, setzt sie auch um und geht die ganze Distanz. Und drittens braucht es eine solidarische Weltgemeinschaft, in der jedes Land und jede Person seinen Beitrag leistet.

Simon Tribelhorn, Vorstandsvorsitzender von Liechtenstein Finance e.V. und Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands

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